Wie wird der CO2-Fußabdruck von Rezepten berechnet?

Wie berechnen wir den CO2-Fußabdruck der Rezepte in unserem Blog? Die wichtigsten Quellen und Annahmen erklĂ€rt.

19. Dezember 2021
Wie wird der CO2-Fußabdruck von Rezepten berechnet?

Der geschĂ€tzte CO2-Fußabdruck von jedem Rezept (alle Rezepte hier) sind ein wichtiger Teil von “Klimafreundlicher Kochen”. Du möchtest verstehen, wie dieser SchĂ€tzwert berechnet wird? Kein Problem, dieser Artikel sollte dir helfen! 📏

Eine Sache vorneweg: Es ist wichtig zu betonen, dass der Fußabdruck eine SchĂ€tzung ist. Der genaue CO2-Fußabdruck hĂ€ngt von sehr vielen Faktoren ab, vom DĂŒnger-Einsatz beim GemĂŒse-Anbau bis hin zur Energie-Effizienz eures Kochtopfs. Es ist schlichtweg nicht möglich, all dies exakt abzubilden. Das Ziel ist vor allem, in der richtigen GrĂ¶ĂŸenordnung zu landen und Vergleiche zu ermöglichen.

Viele der Rezepte hier im Blog sind auf zwei Portionen ausgelegt. Das hat sich als praktisch herausgestellt: Wenn man zu zweit lebt, hat man eine volle Mahlzeit. Wenn man alleine lebt, hat man eine AufwĂ€rm- oder Mitnehm-Portion. FĂŒr zusĂ€tzliche Personen kann man die Mengen leicht nach oben anpassen.

Der geschĂ€tzte CO2-Fußabdruck bezieht sich vor allem auf die Emissionen, die fĂŒr die Zutaten und fĂŒr die Zubereitung entstehen. In den folgenden Abschnitten gehe ich auf jeden dieser Teile etwas genauer ein. Am Schluss gibt es noch eine Übersicht, was in diesem SchĂ€tzwert nicht berĂŒcksichtigt wird.

Ein Supermarkt-Regal mit GemĂŒse Foto von Neon Brand

Der CO2-Fußabdruck von Zutaten

FĂŒr die Berechnung des CO2-Fußabdrucks der einzelnen Zutaten verwende ich eine Übersicht mit Daten zu CO2-Äquivalenten aus öffentlich zugĂ€nglichen wissenschaftlichen Studien. Diese werden meistens in Form von sogenannten Lebenszyklus-Analysen ermittelt und beziehen sich auf die Emissionen, die von der Erzeugung bis zum Verkauf an der Laden-Kasse entstehen.

Du kannst hier eine Übersicht ĂŒber CO2 in Lebensmitteln finden, inklusive einem Link dem Dokument mit ĂŒber 600 einzelnen Zutaten. Diese gibt es teilweise in Varianten - zum Beispiel konventionell angebaute Linsen im Vergleich zu Bio-Linsen oder Freiland-Tomaten im Unterschied zu GewĂ€chshaus-Tomaten.

Die Liste ist zwar ausfĂŒhrlich, aber nicht komplett: Zum Beispiel habe ich noch keine Studie gefunden, die den CO2-Fußabdruck von Basilikum mit Thymian vergleicht. In solchen FĂ€llen verwende ich SchĂ€tzungen fĂŒr ĂŒbergeordnete Kategorien wie “KrĂ€uter und GewĂŒrze”, die ebenfalls aus diesen Studien stammen. Das ist besonders bei Zutaten der Fall, die nur in relativ kleinen Mengen eingesetzt werden: Selbst wenn es einen Unterschied zwischen Basilikum und Thymian sehr groß sein sollte, dĂŒrfte das fĂŒr den CO2-Fußabdruck des Rezepts wohl keinen echten Unterschied machen.

Lebenszyklus-Analysen schĂ€tzen fĂŒr jedes Lebensmittel eine bestimmte Menge an Emissionen an, aber tatsĂ€chlich hĂ€ngt dieser Wert auch davon ab, wie das Lebensmittel erzeugt wurde (Quelle). FĂŒr die Berechnung nehme ich also einen typischen CO2-Wert an, aber natĂŒrlich gibt es eine Schwankung um diesen Wert. Außerdem muss ich manchmal Daten aus mehreren verschiedenen Quellen fĂŒr ein Rezept miteinander kombinieren, wobei sich die methodischen AnsĂ€tze dieser Studien leicht unterscheiden. Dies fĂŒhrt ebenfalls zu einer weiteren Quelle fĂŒr Ungenauigkeit.

Der CO2-Fußabdruck aus der Übersicht bezieht sich immer auf ein Kilogramm dieser Zutat. Im nĂ€chsten Schritt rechne ich dies auf die tatsĂ€chlich im Rezept verwendeten Mengen um.

Andere Projekte verwenden nicht spezifische Mengen an Zutaten fĂŒr ein Rezept, sondern Anteile von Zutaten an einem typischen ErnĂ€hrungs-Stil oder am Tagesbedarf an Kalorien (z.B. Poore und Nemecek 2018 oder “All You Can Eat” von Greenpeace Schweiz und Eaternity). Dieser Ansatz ist hilfreich, wenn der Fokus auf einem Gesamt-CO2-Fußabdruck fĂŒr einen lĂ€ngeren Zeitraum liegt. Hier im Blog geht es aber um einzelne Rezepte, die du selbst in deine alltĂ€gliche ErnĂ€hrung einbauen kannst. Daher ist es fĂŒr uns hier sinnvoller, sich auf jedes einzelne Rezept und die dafĂŒr nötigen Zutaten-Mengen zu konzentrieren.

Eine Frau kocht Foto von Conscious Design

Der CO2-Fußabdruck der Zubereitung

Bei den Emissionen, die fĂŒr die Zubereitung der Rezepte entstehen, ist die Studienlage leider nicht ganz so gut wie bei den Zutaten: Ich verwende vor allem eine Studie aus der Schweiz, die sich mit dem Stromverbrauch verschiedener Koch- und Back-Methoden beschĂ€ftigt (Quelle).

Ich habe mir aus den Daten in dieser Studie einen kleinen Rechner gebastelt, um flexibler zu sein: Zum Beispiel wird in der Studie eine Pizza gebacken und der Stromverbrauch fĂŒr das Vorheizen des Backofens und das eigentliche Backen gemessen. Ich habe dies in seine Komponenten zerlegt und kann daher auch den Effekt einer anderen Back-Dauer abschĂ€tzen. Die Tabelle mit den Berechnungen kannst du hier finden.

In der Studie selbst wird von einem bestimmten Herd- und Ofen-Modell ausgegangen: Es handelt sich um den Herd Electrolux SB7 mit einem Ceran-Kochfeld und einem Ofen-Inhalt von 70l. Im Einzelfall wird das bei dir wahrscheinlich anders sein. Falls du zufĂ€llig von anderen wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema weißt, gib mir gerne unter kontakt@klimafreundlicher-kochen.de Bescheid.

Um vom Stromverbrauch auf den CO2-Fußabdruck zu kommen, verwende ich ich dies mit dem CO2-Emissionsfaktor im deutschen Strommix, den das Umweltbundesamt fĂŒr 2020 auf 366g CO2 pro Kilowattstunde geschĂ€tzt hat (Quelle).

Was ist nicht in dem CO2-Fußabdruck enthalten?

Der Schwerpunkt fĂŒr den CO2-Fußabdruck liegt auf den Zutaten und deren Zubereitung. Prinzipiell gibt es noch einige andere Quellen fĂŒr den CO2-Ausstoß unserer ErnĂ€hrung, die ich hier aber nicht betrachten kann:

  • dein Weg zum Supermarkt: Es macht einen Unterschied, welches Verkehrsmittel du verwendest, um zum Laden zu kommen - aber im Einzelfall hĂ€ngt das auch davon ab, wie oft und wie viel du einkaufst. Es ist sehr schwierig, dies allgemein abzubilden. (Ich persönlich laufe zu Fuß zum Laden.)
  • Lagerung der Lebensmittel: Du wirst wahrscheinlich manches im KĂŒhlschrank und manches in einem KĂŒchenschrank lagern. Den Jahresverbrauch deines KĂŒhlschranks auf die einzelnen Lebensmittel zu verteilen, ist aber kompliziert: Es hĂ€ngt einerseits davon ab, wie groß und wie voll dein KĂŒhlschrank ist, andererseits auch davon wie lange du ein Lebensmittel im KĂŒhlschrank lagerst.
  • deine KĂŒchengerĂ€te, deine Koch-Utensilien, dein Geschirr und Besteck: Dies sind alles GebrauchsgĂŒter, die oft sehr lange genutzt werden. Auch wenn man den CO2-Ausstoß fĂŒr den Bau eines Herds schĂ€tzen kann, ist es kompliziert, dies auf jeden einzelnen Koch-Vorgang umzulegen (gerade bei einer Nutzungs-Dauer von mehr als 10 Jahren).
  • dein Besuch auf dieser Webseite: Auch die Benutzung des Internets hat einen gewissen CO2-Fußabdruck. Konkret sind es hier nur einige wenige Gramm.

Zusammenfassung

Der CO2-Fußabdruck der Rezepte hier im Blog liefert eine AnnĂ€herung, aber ist sicher nicht perfekt. Ich versuche, die Verbrauchs-Komponenten fĂŒr Zutaten und Zubereitung abzudecken. Hier hoffe ich, im Durchschnitt ungefĂ€hr richtig zu liegen und einen typischen CO2-Fußabdruck fĂŒr dieses Rezept zu zeigen. Im Einzelfall wird dieser aber sicher nicht aufs Gramm genau stimmen. Ich hoffe, diese ErklĂ€rungen waren hilfreich fĂŒr dich, um zu verstehen, was hinter dem CO2-Fußabdruck fĂŒr jedes Rezept hier im Blog steckt.

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Oder bist du auf der Suche nach den Rezepten sortiert nach ihrem geschĂ€tzten CO2-Fußabdruck? Hier kannst du sie finden! 🍳

Hast du konkrete VorschlÀge und Daten, mit denen man diese SchÀtzung verbessern könnte? Schreib mir gerne eine E-Mail an kontakt@klimafreundlicher-kochen.de.